INTERVIEW MIT GABRIELE THYSSEN, INHABERIN DES AMMERSEE HOTELS
Wann haben Sie das Ammersee Hotel übernommen?
Das war im Januar 1996. Damals war der Name des Hotels noch „Hotel Alba am See“. Ich sah mich schon immer als Leitung in einem Hotel. Besonders die exponierte Lage direkt an der Uferpromenade des Ammersees faszinierte mich sehr.
Vor ein paar Jahren haben Sie den Eingangsbereich des Ammersee Hotels komplett saniert und in eine stylische Lobby, eine Business Lounge und eine Tom Dixon Weinbar verwandelt. Wie kam es dazu?
Ursprünglich wollten wir nur kleinere Renovierungsmaßnahmen durchführen und unter anderem auch das Dach sanieren. Schnell zeigte sich jedoch, dass es damit nicht getan war. Im Erdgeschoss konnte man die wunderschöne See-Lage und den traumhaften Blick auf den See nicht wahrnehmen, da die Wände der damaligen Tagungsräume den Blick versperrten. Wir haben dann mit dem international renommierten Münchner Architekten German Haimerl zusammengearbeitet und die Räume geöffnet. So haben wir unsere Lobby zu einem Schmuckstück verwandelt, wo sich unsere Gäste gerne aufhalten und den Blick auf den See genießen, bei einem guten Buch entspannen oder sich einen edlen Tropfen in unserer Weinlounge gönnen.
Haben Sie ein besonders lieb gewonnenes Detail im Hotel?
(lacht geheimnisvoll und führt uns in den Spa Bereich)
Ein besonderes Schmankerl für mich ist die „Tür zum Ammersee“ in unserem Ruheraum. Mein guter Freund der Kärntner Künstler Hubert Prochaska hat diese kühle Stahltüre in ein echtes Kunstwerk verwandelt. Es fühlt sich an, als blickt man direkt von der Ruheliege aus auf den Ammersee hinaus.
Trifft man Sie oft im Hotel an?
Ich bin sehr gerne und oft hier. Ich genieße es Gäste und Einheimische zu treffen und
es tut mir gut zu sehen, dass sich die Gäste bei uns wohlfühlen und ihren Aufenthalt
ausgiebig auskosten. Wichtig ist mir auch der Austausch mit den Mitarbeitern.
Vor ein paar Monaten fand ein Führungswechsel im Ammersee Hotel statt und Nadja Leiskau hat als Direktorin übernommen. Was war Ihnen besonders wichtig?
Ich wollte sehr gerne wieder mit einer weiblichen Führungskraft zusammenarbeiten. Frau Leiskau und ich waren direkt bei unserem ersten Treffen im Frühjahr 2021 auf einer Wellenlänge. Wir entdecken immer wieder viele Gemeinsamkeiten. Es war eine absolute Bauchentscheidung sie in dieser Position einzustellen. Wir ergänzen uns perfekt und arbeiten sehr zielorientiert zusammen. Wir sind halt auch beide echte Powerfrauen. Ich wusste, dass sie das Hotel erfolgreich weiterführen und das richtige Gespür haben würde. Mein „Baby“ ist bei Ihr in guten Händen.
IM GESPRÄCH MIT NADJA LEISKAU, DIREKTORIN DES AMMERSEE HOTELS IN HERRSCHING
Seit wann sind Sie im Ammersee Hotel als Direktorin tätig?
Seit November 2021, also jetzt genau seit einem halben Jahr.
Was macht für Sie ein gutes Hotel aus?
Dass man mit offenen Armen empfangen wird und dass man sich umarmt fühlt. Es muss nicht alles perfekt sein, aber ehrlich und authentisch sollte es sein – das ist mir wichtig.
Waren Sie schon immer in der Branche tätig?
Nein, ich habe zunächst eine Ausbildung als Rechtsanwaltsgehilfin begonnen. Das hätte familiär schön ins Bild gepasst, denn mein Vater war Polizist und meine Mutter Justizangestellte. Ich habe allerdings sehr schnell festgestellt, dass dies nicht mein Ding ist, und mich damals mit 16 heimlich in Hotels beworben. Nachdem ich in jedem einzelnen eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekommen hatte, und mir aussuchen konnte, wo ich meine Ausbildung beginnen möchte, musste ich die Karten auf den Tisch legen. Meine Mutter hat mich dann zu den Vorstellungsgesprächen begleitet. Noch heute erzählt Sie gerne davon wie peinlich es ihr war, als eine Personalerin mich fragte, wo ich mich in 10-15 Jahren sehe und meine Antwort „Ich werde Hoteldirektorin“ war.
Was macht Ihnen besonders Spaß, wo sehen Sie Herausforderungen?
Die Personalsituation ist eine echte Herausforderung. Wirklich gute Mitarbeiter zu gewinnen und diese dann auch im Unternehmen zu halten. Es macht mir großen Spaß, die Mitarbeiter zu begleiten, zu fördern und ihnen bei der Entwicklung zu helfen.
Wie sieht diese Entwicklung dann aus?
Wir erarbeiten vieles gemeinsam mit den Mitarbeitern in Workshops. Themen, die uns beschäftigen, werden miteinander besprochen. Mitarbeiter haben meist die besten Ideen, benötigen aber Hilfe bei der Umsetzung. Ich bin dann Unterstützerin dieser Ideen, helfe bei der Verwirklichung und auch bei den dahinter stehenden Prozessen.
Wenn Sie das Ammersee Hotel in drei Worten beschreiben müssten…welche wären das?
Kraftort, Harmonie, Entwicklung.
Wie wichtig ist ein Restaurant in einem guten Hotel?
Wenn es ein Restaurant gibt, dann finde ich es wichtig, dass dieses ein eigenes Gesicht hat. Aber es muss natürlich auch zum Hotel passen. Die Lage des Hauses ist aber ausschlaggebend. Ein Hotel mitten in einer Metropole wie München braucht nicht zwangsläufig ein Restaurant, da es im Umfeld viele Möglichkeiten gibt. An einem abgelegenen Standort ist es für die Hotelgäste und Einheimischen natürlich ein echter Mehrwert.
Was ist Ihr Lieblingsgericht im Steg32?
Ganz klar der gegrillte Oktopus! Ich freue mich immer sehr, wenn der wieder auf der Karte steht.
Was macht für Sie die Fünfseenregion so besonders?
Die Mentalität der Menschen, die kraftgebende Natur und die Entschleunigung. Das können auch wunderschöne kleine Momente sein, wie drüben in Riederau auf der anderen Seeseite am Kiosk einen Kaffee zu genießen und dabei auf den See und die Berge zu schauen. Ich liebe auch die Nähe zur Metropole München und zu den Bergen. Ich bin einfach dankbar, hier sein zu dürfen. Es bedeutet Glück für mich!
Welche Bedeutung hat das Wasser für Sie?
Das Wasser ist für mich kraftspendend. Vor allem die Weite und das Gefühl von Freiheit faszinieren mich. Ich kann frei atmen. Hier am Ammersee sind auch die Farben ganz besonders. Das Wasser ist manchmal mintfarben, stahlblau und manchmal auch grau. Wenn der See an stürmischen Tagen in Bewegung kommt und man die Wellen sieht, dann ist es fast wie am Meer. Wasser bedeutet für mich Bewegung, Entwicklung – Dynamik.
Was ist Ihr Lieblingsort im Fünfseenland, wenn Sie nicht gerade im Ammersee Hotel sind?
Das „Paradieserl“ oben in Dießen in der Nähe des Gut Romenthal. Dort mit dem Hund spazieren zu gehen ist traumhaft, denn die Natur ist so schön dort.
Ein perfekter Tag im Fünfseenland – wie würde dieser aussehen?
(schmunzelt) Arbeitstag oder freier Tag? Der perfekte Arbeitstag fängt so für mich an: Ich nehme mir einen Kaffee und mache nach dem Kaffee einen Rundgang durch das Hotel. Ich schaue, ob alles in Ordnung ist für den Tagesstart und begrüße die Gäste beim Frühstück. Dann versuche ich möglichst strukturiert durch den Tag zu kommen. Das ist gar nicht so einfach, da immer wieder Unvorhergesehenes geschieht. Dann muss man sich wieder neu organisieren. Wenn ich frei habe, ist es wunderschön, mit dem Hund spazieren zu gehen, danach zu frühstücken und später eine Runde mit dem Motorrad zu drehen.
Wo sehen Sie sich und das Hotel in einem Jahr?
Ich sehe mich hier. Wir sind ein gut eingespieltes und funktionierendes Team und die Mitarbeiter arbeiten gerne hier. Wir begegnen uns auf Augenhöhe und gehen wertschätzend miteinander um. Die Mitarbeiter empfehlen uns als „best place to work“ weiter. Nur glückliche Mitarbeiter können unseren Gästen Glücksmomente bereiten. Ich sehe das Ammersee Hotel als den Ort am Ammersee, wo Einheimische wie auch internationale Gäste gerne ihre See-Zeit genießen. Ich möchte das, was Frau Thyssen in all den Jahren aufgebaut hat, respektvoll behandeln und weiterleben.